Eine starke Stimme aus dem Krieg: Modedesignerin Lilia Litkovska über ihre Zusammenarbeit mit Nick Knight, Modeproduktion im Kriegsgebiet und ihren Kampf um kulturelle Identität.

Interview: Franziska Klün

 

Lilia, sprechen wir als erstes uns über Ihren Weg als Designerin: Wie hat sich ihre Arbeit im Laufe der Zeit entwickelt, besonders im Kontext des Ukrainekrieges?

Mein Weg war immer eng mit meinen ukrainischen Wurzeln verbunden. Als Designerin war ich von Anfang an daran interessiert, das Zusammenspiel von Tradition und Moderne zu erforschen. Der Krieg hat genau diesen Dialog intensiviert. Plötzlich war ich gezwungen, über die Resilienz, aber auch die Stärke meines Landes und der Menschen dort nachzudenken. Heute konzentriere ich mich noch mehr auf Authentizität – ich will mit meinen Arbeiten einfangen, was unser Land gerade ausmacht – unseren Geist und unsere Hoffnung. Ich will an die Schönheit erinnern, die selbst größte Widrigkeiten überleben kann. Meine Botschaft ist eine der ständigen Erneuerung – und diese zieht sich durch meine Kollektionen, nicht erst seit Kriegsbeginn.

 

Ihre Kollektionen werden weiterhin vollständig in der Ukraine produziert. Was bedeutet das für Sie und die Menschen, die mit Ihnen arbeiten?

In der Ukraine zu produzieren ist mehr als eine logistische Entscheidung; es ist ein Akt des Widerstands und ein Beweis für unseren unerschütterlichen Glauben an die Zukunft. Ich will zeigen, dass Kreativität und Handwerk lebendig sind, egal vor welchen Herausforderungen wir gerade stehen. Mit der Entscheidung weiterhin vor Ort zu produzieren, fühlen wir uns tief verbunden. Wir kreieren nicht nur, um zu überleben. Wir wollen mit den Kollektionen unsere Traditionen ehren und gleichzeitig dazu beitragen, dass die ukrainische Kultur eine Zukunft hat. Jedes Stück, das in Kiew gefertigt wird, steht auch für den Stolz unseres Landes, unserer Menschen und unserer Stärke.

Flowers Know Better

Erfahren Sie mehr über die Zusammenarbeit von Be an Angel mit Litkovska und Nick Knight und wie wir damit die Menschen in der Ukraine unterstützen.

Was war Ihr erster Gedanke, als wir Ihnen eine Zusammenarbeit mit Nick Knight vorschlugen?

Ich war sofort fasziniert. Nicks Arbeit hat mich schon immer inspiriert. Er hat diese Fähigkeit, ein zartes Gleichgewicht zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit einzufangen. Das spiegelt viel von dem wider, was wir gerade täglich in der Ukraine erleben. Nicks ikonischen Blumenbilder schienen mir wie ein perfektes Sinnbild für die Widerstandsfähigkeit und die Erneuerung zu sein, die ich gerade mit meiner Mode versuche zu transportieren.

 

Was bedeutet Ihnen die Arbeit an diesem Projekt?

Mit Nick Knight zusammenzuarbeiten, ist eine Ehre und eine kreative Reise zugleich. Gemeinsam schaffen wir mehr als nur Kleidungsstücke – wir erzählen eine Geschichte von Resilienz und von der Suche nach Schönheit in den dunkelsten Momenten.

 

Warum ist diese Zusammenarbeit zwischen Nick Knight, Be an Angel und Litkovska genau jetzt wichtig?

Die Zusammenarbeit und das Timing fühlt sich sehr natürlich an. Die Welt muss an die Zerstörung um uns herum erinnert werden – und an die schönen Dinge, die trotz allem überleben. Mit Be an Angel teilen wir die Mission, den am meisten vom Krieg Betroffenen zu helfen, insbesondere Kindern. Die Zusammenarbeit bietet eine Plattform, um genau das zu tun – Mode als Stimme für den Wandel zu nutzen und gleichzeitig Gelder zu sammeln, um konkrete Initiativen zu unterstützen, die Menschen helfen. Es ist nicht nur eine Kollektion, sondern eine Möglichkeit, zur Heilung der Ukraine beizutragen.

 

Welche Botschaft möchten Sie mit dieser Zusammenarbeit vermitteln? Wie kann Mode dazu beitragen, das Bewusstsein für die Ukraine zu schärfen und Unterstützung zu mobilisieren?

Die Botschaft ist eine von Widerstandskraft und der bleibenden Kraft der Schönheit. Blumen, die durch Trümmer wachsen, sind ein Bild, das ins Herz geht und gleichzeitig beschreibt, was wir erleben – egal wie schwierig die Umstände sind, das Leben findet einen Weg. Mode hat die einzigartige Fähigkeit, jenseits von Worten zu kommunizieren und Menschen emotional zu berühren. Mit dieser Kollektion hoffen wir, zu inspirieren, an der Seite der Ukraine zu stehen, unseren Kampf zu verstehe und unsere Bemühungen um das Überleben und den Frieden zu unterstützen.

 

Welche Reaktionen erhoffen Sie sich auf die Kollektion, insbesondere im Zusammenhang mit der Unterstützung ukrainischer Kinder?

Ich hoffe, dass die Menschen, wenn sie diese Kollektion sehen und tragen, eine gewisse Verbindung zur Ukraine spüren – zu ihren Menschen und zu den Kindern, die ja die Zukunft unseres Landes sind. Mit einem Kleidungsstück erwirbt man nicht nur ein schönes Teil, sondern man trägt zu einem größeren Zweck bei und hilft den Jüngsten und Schwächsten, die von diesem Krieg betroffen sind.

 

Welche Rolle spielen ukrainische Designer bei der Bewahrung der kulturellen Identität und der Widerstandsfähigkeit während des Krieges?

Ukrainische Designer sind die Hüter unserer kulturellen Identität. Mode ist zu einer Form des Widerstands geworden, zu einer Möglichkeit, unsere Präsenz und Stimme in der Welt zu behaupten. Es geht darum, unser Erbe zu bewahren, unsere Geschichte zu erzählen und zu zeigen, dass unsere Kreativität und unser Geist ungebrochen bleiben.

 

Wie sehen Ihre Hoffnungen für die Zukunft der Ukraine aus?

Meine Hoffnung ist der Sieg, der Frieden und der Wiederaufbau unseres Landes, in dem Kreativität wieder ohne den Schatten eines Krieges gedeihen kann. Die ukrainische Mode hat ihre Widerstandsfähigkeit bereits bewiesen, und ich glaube, sie wird weiter wachsen, gestärkt durch die Kraft, die wir in diesen Zeiten gewonnen haben.