Cherson hat bewegte Zeiten hinter sich wie kaum eine andere Stadt in der Ukraine: direkt an der Frontline und nur durch die Dnipr vom Angreifer getrennt, war sie einst in russischer Hand, wurde daraufhin befreit und kaum zurück unter ukrainischer Flagge, erlitt sie eine Flutkatastrophe, nachdem ihr Staudamm 2023 zerstört wurde.
Von den einst 1.000.000 Einwohner:innen leben heute nur noch 500.000 Menschen in ihrer geliebten Stadt und weigern sich zu Gehen- aller täglichen Widerstände zum Trotz: zu stark sind ihre familiären Verbindungen, ihr ganzes Leben haben sie nur hier verbracht, zu verbunden fühlen sie sich zu ihrem Fluss, ihrem Oblast, ihrer Nation. Zu gross ist auch ihre Angst ihre Heimatstadt noch einmal an die Russen zu verlieren – Aufgeben ist keine Option.
Für ihren Alltag heute heisst das: Luftalarm beinahe 24/7 Zerstörung und Verwüstung soweit das Auge reicht, Stundenlange Warteschlangen an den Essensausgaben, leere Strassen – die tagsüber mit Schutzwesten betreten werden und Nachts überhaupt nicht: Ausgangssperre.
Die Fenster und Eingänge der Gebäude sind improvisorisch verrammelt mit Sandsäcken, Brettern und Upcycling von den Strassenzerstörungen. Cherson’s Kinder spielen am liebsten in Laufnähe zu Bunkern, Treppenhäusern, die als Schutzzonen errichtet wurden oder in Kellern.
Wir kennen Cherson seit März 2022 und haben Kontakt zu sämtlichen Zivilgesellschaftlichen Volunteers, die das tägliche Leben am Laufen halten.
Er ist Direktor der lokalen NGO „Stark aber frei“. Er lebte während der Besatzung in Cherson, wo er heimlich humanitäre Hilfe an Bedürftige verteilte. Als die Besatzer abzogen, gründete er seine eigene Organisation um weiter zu helfen.